Die 73. Auflage der Regatta auf dem Bodensee fordert die Teilnehmer mit Regen, Wind und Wellen.
Zur diesjährigen Rundum am Freitag, den 31.05.24 meldete der SV72 zum dritten Mal in Folge eine Crew, die mit der Windrose am traditionsreichen Wettbewerb des Lindauer Seglerclubs teilnahm. Neben Skipper Jürgen Löckelt waren Paulina und Mario Herrmann, Karl-Heinz Winterling sowie Sonja und Andreas Kirschner an Bord. Der Wettbewerb stand komplett unter dem Einfluss der Wetterereignisse, die den Süden Deutschlands an diesem Wochenende mit Starkregen und Überschwemmungen beschäftigt hat. Das machte die Regatta zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten.
Die Crew kam bereits am Donnerstag an Bord der Bavaria zusammen, um nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung und einem ersten Briefing zu einer Trainingsfahrt aufzubrechen. Bei recht akzeptablen Wetterbedingungen mit passablen Windverhältnissen sollten die Abläufe für die Regatta eingeübt werden.
Beim Setzen der Gennaker musste die Crew jedoch die Übungsfahrt unterbrechen: das Vorsegel ließ sich nicht mehr einholen. Nach kurzem Check war klar, dass sich das Problem nicht einfach während des Übungs-Törns lösen ließ. Jürgen und Andreas holten das Segel an Deck, befestigten es provisorisch mit einigen Leinen und die Bavaria nahm motorisierten Kurs in den Hafen. Keine Sekunde zu spät, wie sich herausstellte: gerade noch rechtzeitig konnte das Boot in der Box festgemacht und die Persenning aufgebracht werden, bevor der der Himmel seine Schleusen öffnete.
Nachdem der Schauer abgezogen war, machten sich Jürgen und Mario an die Reparatur des Vorsegels. Wie sich herausstellte war ein ordentlicher Überläufer in der Fockroller-Trommel war die Ursache. Glücklicherweise war dieser schnell behoben und das Schiff war wieder einsatzbereit. Nach einem urigen Abendessen in der Hausbrauerei Max & Moritz in Kressbronn verabschiedeten sich die Crewmitglieder zeitig in ihre Kojen – die Aussicht auf die bevorstehende Regatta mit eingeteiltem Schichtplan für die Nachtfahrt ließ alle schnell in den Schlaf finden.
Der Wettkampftag begrüßte das Team der Windrose leider mit dem vorhergesagten Dauerregen. Daher entschied der Skipper, die für den Vormittag geplante Trainingsfahrt zu cancelln und direkt zur Ausgabe der Startunterlagen und dem Wetterbriefing zu fahren. Zusammen mit Mario und Andreas ging es nach Lindau zum Veranstaltungsgelände. Der Wetterexperte sagte anhaltenden Dauerregen und fordernde Bedingungen voraus:
- 12- 14 kt aus SW (in Schauerboen deutlich mehr)
- 1 m bis 1,1 m Welle an der Nordküste
- Keine Gewittergefahr
- heftiger Dauerregen
- 3° gefühlte Lufttemperatur in der Nacht / 16° Wassertemperatur
Alles in allem also deutlich andere Rahmenbedingungen als bei den Regatten der letzten Jahre.
Das alles sollte jedoch an der Entschlossenheit der Mannschaft nichts ändern. Ein spontaner Einkaufs-Zwischenstopp im Ultramarin-Shop stellte die wettertaugliche Ausstattung von Paulina, Sonja, Mario und Andreas sicher (glücklicherweise, wie sich relativ schnell herausstellte).
Um 14 Uhr nahm die Windrose Kurs nach Lindau. Schnell wurde klar: diese Regatta hat ihre eigenen Regeln – bei der Ausfahrt aus Gohren passierten die Bavaria die blinkende Starkwindwarnung und der See selbst begrüßte die Crew mit ordentlichem Wellengang und Wind. Mit Hilfe der Genua konnte die Strecke nach Lindau mit ca 7 kts Raumschots in etwas mehr als einer Stunde zurückgelegt werden. Im Startbereich vor dem Lindauer Hafen angekommen warteten bereits zahlreiche Boote auf den Start um 16:00 Uhr (Gruppe 1), 16:15 Uhr (Gruppe2) bzw. 16:30 Uhr (Gruppe3 – Startgruppe Windrose). Der anhaltende Dauerregen und die unruhige See zeigten hier bereits erste Wirkung: einige Boote hatten beschlossen, nicht an den Start zu gehen. Die Situation im Startbereich war daher relativ übersichtlich. Die Windrose konnte sich in eine recht gute Position bringen, als es dann um 16:30 h endlich los ging. Wir sind mit Reff 1 gestartet. Der Wind lag deutlich über 14 kt. (geschätzt 5-6 Bft.) aus W / WSW.
Schnell wurde jedoch klar, dass die äußeren Bedingungen die Crew an ihre Grenzen bringen würde: Entgegen des Wetterbriefings am Mittag war die Wellenbildung bereits zum Start des Rennens bei ca. 1,10 m. Nachdem wir zuvor wieder ausgerefft hatten, nahm der Wind weiter zu und wir sind wieder ins Reff1, kurz danach in Reff 2 und machten 7 kts Fahrt. Trotz Reff 2 krängte die Windrose bedenklich stark.
Das lies den Spaßfaktor schwinden, die Dauernässe, der gefühlt kalte Wind sowie die unvorhersehbaren Wetteraussichten taten ihr Übriges. Daher entschloss sich Skipper Jürgen dazu, das Rennen abzubrechen und Crew und Schiff in den sicheren Heimathafen zu steuern.
Eine Entscheidung, mit der wir – wie sich schnell herausstellt – nicht alleine waren. 77 von 114 Regatta-Teilnehmer der Gruppe 3 hatten sich am Ende ebenfalls für einen Abbruch entschieden. An der Hafeneinfahrt nach Gohren war schon reichlich Treibholz angeschwemmt. Kurz vor 19.00 Uhr konnten wir die Bavaria wieder sicher in der Box festmachen.
Trotz der Enttäuschung über den verfrühten Rennabbruch: mit Blick auf Wetterbedingungen war dies die einzig richtige Entscheidung. Im Laufe des Abends wurde die Hafeneinfahrt aufgrund der großen Menge an Treibholz gesperrt und konnte erst am Sonntag für eine kurze Zeit zur Ein- und Ausfahrt geöffnet werden. Auch vor diesem Hintergrund hatten wir im mit dem rechtzeitigen Rennabbruch die richtige Entscheidung getroffen.
Die Crew war sich einig, dass die Erfahrung trotzdem beeindruckend war. Und für die meisten steht fest: nächstes Jahr sind wir wieder dabei!